Kreisgruppe Wolfsburg
Ursprünglich begradigter Verlauf

Renaturierung von Fließgewässern

Renaturierung der Mühlenriede bei Mörse und Ehmen

In den Jahren 2002 bis 2009 konnte der BUND eine umfangreiche Neugestaltung einiger Teilabschnitte der Mühlenriede in Mörse und Ehmen initiieren, mitgestalten und umsetzen.

Im Zuge einer naturnahen Verlegung des Bachverlaufs konnte das Ziel eines kombinierten Natur- und Hochwasserschutzes erreicht werden.

Verlauf der Mühlenriede im Wandel Verlauf der Mühlenriede im Wandel

Ferner wurden naturpädagogische Pläne verwirklicht, indem als ausserschulische "Klassenzimmer" Wasseruntersuchungs- und Gewässererlebnisplätze geschaffen wurden.

Die Projektinformationen gliedern sich in Mühlenriede-Teilprojekt I bis 2007 und Teilprojekt II bis 2009.

Plakat als Download

Renaturierungsprojekt bei Mörse 2005 (Mühlenriede-Teilprojekt I)

Die Kreisgruppe Wolfsburg des BUND hat in einem dreijährigen Prozess (November 2002- Oktober 2005) das Projekt Mühlenriede initiiert und vorangetrieben.

Die Baumaßnahmen wurden von der Wolfsburger Stadtverwaltung in kooperativer Weise durchgeführt und im Herbst 2005 abgeschlossen.

Ein Naturschutz- und Hochwasserschutz-Projekt des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland

Ursprünglich begradigter Verlauf

In den sechziger Jahren wurde die Begradigung des Baches Mühlenriede zwischen Mörse und Ehmen vollendet. Seitdem durchfloss sie das schöne Mühlenriedetal wie ein Kanal, über weite Strecken ohne Baum und Strauch.

Nach dem Hochwasser 2002 gab es Überlegungen, den Bach zu „renaturieren“, ihm wieder seinen ursprünglichen Verlauf in Schlingen und Kurven zurückzugeben. Dies wäre nicht nur ein Gewinn für die Natur, sondern auch eine wichtige Hochwasser-Schutz-Maßnahme und eine Aufwertung als Naherholungsgebiet.
 Ein in Kurven (Mäandern) verlaufender, von Bäumen (Erlen) gesäumter Bach würde Vielfalt statt Monotonie bedeuten: Es gäbe einen Wechsel zwischen schnell und langsam fließenden Gewässerstrecken, einen Wechsel von sandigem, kiesigen und tonigen Gewässergrund.

Dadurch entstünde eine Vielzahl von Kleinbiotopen, die unterschiedlichen Bachbewohnern Lebensraum böten, z.B. Eintagsfliegenlarven, Bachflohkrebsen, Köcherfliegenlarven, Wasserkäfern, Amphibien, Wasserspitzmäusen und Fischen.

Die verschiedenen Kleinlebewesen trügen auch zur Verbesserung der Wasserqualität bei. Die wechselnde Ufergestalt und Bepflanzung böte Vögeln wie Eisvogel, Gebirgsstelze Schutz und neuen Lebensraum.

Die Mäandrierung des Baches wäre zugleich eíne wesentliche Maßnahme ökologischen Hochwasser-schutzes: Der Wasserablauf würde verlangsamt, die Hochwasserwelle erniedrigt, eine Gefährdung vermindert. Warum es früher keine bedrohlichen Überschwemmungen gab, machen unsere Übersichten "Blick anno 1781" und "Historischer Verlauf" deutlich. Eine interessante Zusammenfassung finden Sie auch in der Broschüre "Mühlenriede gestern und heute - eine historische Betrachtung", Eberhard Sprenger Mai 2006.
 
Die Kreisgruppe Wolfsburg des BUND hat in einem dreijährigen Prozess (November 2002- Oktober 2005) das Projekt Mühlenriede initiiert und vorangetrieben. Die Baumaßnahmen wurden von der Wolfsburger Stadtverwaltung in kooperativer Weise durchgeführt und im Herbst 2005 abgeschlossen.

Die Kreisgruppe Wolfsburg des BUND hat in einem dreijährigen Prozess (November 2002- Oktober 2005) das Projekt Mühlenriede initiiert und vorangetrieben. Die Baumaßnahmen wurden von der Wolfsburger Stadtverwaltung in kooperativer Weise durchgeführt und im Herbst 2005 abgeschlossen.

Unterstützung gab es vom Ortsrat Ehmen-Mörse, der Presse (160 Presseartikel), den örtlichen Schulen, den Pfadfindern, der Forstverwaltung, verschiedenen Verbänden, Firmen und zahlreichen Bürgern. In dieser Zeit wurden von den Mitgliedern der Arbeitsgruppe

  • fünf öffentliche Vorträge gehalten

  • zwei Ausstellungen organisiert

  • fünf Arbeitseinsätze vorgenommen

  • fünf Faltblätter gestaltet und publiziert

  • 18 Exkursionen veranstaltet

  • sieben Pressegespräche durchgeführt

  • Spenden eingeworben

Ferner wurde an der „neuen“ Mühlenriede ein „außerschulischer Lernort“ zur Gewässeruntersuchung eingerichtet und eine Fußgängerbrücke gebaut.

Bei einem euroweiten Gewässerwettbewerb erhielt das Projekt Mühlenriede I Ende 2007 den 1. Preis. Dieser Preis wurde vom niedersächsischen Umweltminister Sander am 14.04.2008 in Wolfsburg übergeben. Pressespiegel Wolfsburger Allgemeine Zeitung, Wolfsburger Nachrichten und Wolfsburger Kurier.

Blick in die Zukunft:

  • Die Entwicklung des Baches und der nahen Talaue wird unter Einbeziehung von Schulen und Öffentlichkeit weiterhin begleitet durch

  • Untersuchungen der Gewässer-Fauna und –Flora

  • Bachpatenschaften zweier Gymnasien

  • Naturkundliche Exkursionen

  • In Zusammenarbeit mit der Naturerkundungsstation Wolfsburg (NEST) können Schulklassen Fauna und Flora des Baches am außerschulischen Lernort untersuchen

Im Jahr 2010 führten ca. 1.000 Oberstufenschüler an diesem Gewässeruntersuchungsplatz eine biologische Gewässergütebestimmung durch.

Der Gewässeruntersuchungsplatz im Wandel der Zeit

Sponsoren

Ein besonderer Dank gilt den zahlreichen Helfern und Sponsoren. Die "Top 5" der privaten Förderer dieses Projektes sind

  • Firma Steib, Ehmen

  • Verein der Freunde Rotary e.V. Gifhorn-Wolfsburg

  • Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg

  • Firma Lieven, Mörse

  • Firma Baltin, Ehmen

Den größten finanziellen Anteil bei diesem Projekt hatte die Stadt Wolfsburg.

Anfahrtsskizzen und Pläne finden Sie für

Mörse 

bzw. Ehmen hier.

Erfahrungen aus dem Hochwasser am 24.08.2007

Am 24.8.07 war „Land unter" in Ehmen und zum Teil auch in Fallersleben.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat überflutete und nicht überflutete Talflächen südlich von Ehmen am 24.8.07 fotografiert. Er kann an Hand der Fotos belegen, welche zusätzlichen Flächen in Zukunft die Zurückhaltung von Hochwasser übernehmen könnten und welche es schon jetzt tun.

Woher kam das letzte Hochwasser der Mühlenriede?“
 Dr. Christoph Stein von der Mühlenriedegruppe des BUND betont: „Wer das Regenwasser in der Landschaft zurückhalten will, muss das Augenmerk auf bestimmte Flächen konzentrieren: Wichtig sind vor allem Talbereiche, die zum Zeitpunkt des Hochwassers nicht (!) überflutet waren, aber als zukünftige „Überflutungsflächen“ geeignet sind, ein Hochwasser zu vermindern. “ Solche Hochwasser-Rückhalteflächen nennt man „Retentionsflächen“.

Eine wesentliche Aufgabe muss es sein, durch Bachbegradigung funktionslos gewordene Retentionsflächen zu reaktivieren, d.h. sie wieder für die schadlose Rückhaltung des Hochwassers verfügbar zu machen (siehe BUND-Karte 09/2007).

Die vom BUND vorgeschlagenen Maßnahmen konzentrieren sich auf den ökologischen Hochwasserschutz, der im Wesentlichen zwei Ziele verfolgt:

  1. Die oberflächlich ablaufenden Regenwassermengen müssen vermindert werden.
  2. Ursprünglich in den Talauen vorhandene Retentionsflächen müssen zurückgewonnen werden.

Zur Verminderung der Hochwassergefahr wurden auch schon Vorschläge unterbreitet. ( WN 28.8.07: Alles tun, was menschenmöglich ist“; WAZ 28.8.07 „Hochwasser: Politiker für Stauwehr an der Riede“)

Renaturierungsprojekt bei Ehmen 2008 (Mühlenriede-Teilprojekt II)

Wassererlebnisplatz Mühlenriede I Wassererlebnisplatz Mühlenriede I

Die „MÜHLENRIEDE AG“ des BUND projektierte an einem Mühlenriede-Abschnitt westlich des „alten Bahndamms“ im Süden von Ehmen eine naturnahe Verlegung des Bachverlaufs auf 400m Länge unter dem Projektnamen "Mühlenriede II".

Anfahrtsskizze, Parkplatz Anfahrtsskizze, Parkplatz

Der bisherige (kanalartige) Riedeverlauf bleibt dabei mit einem permanenten, kleinen Wasserzufluß erhalten. Der neue Bachlauf wurde in einer großen Schleife auf das städtische Grundstück verlegt.

Lageplan in Ehmen 


 Es besteht im Übrigen kein Zusammenhang dieses Projekts mit dem Umbau des benachbarten "Alten Bahndamms" als Talsperre, welches eine reine Hochwasserschutzmaßnahme der Stadt Wolfsburg darstellt.

Projektbeschreibung

Erster Spatenstich Erster Spatenstich

Die „MÜHLENRIEDE AG“ des BUND projektierte an einem Mühlenriede-Abschnitt westlich des „alten Bahndamms“ im Süden von Ehmen eine naturnahe Verlegung des Bachverlaufs auf 400m Länge unter dem Projektnamen "Mühlenriede II" (ähnlich dem Projekt auf Mörser und Ehmer Gemarkung "Mühlenriede I" mit 1.300m Länge).
 Der bisherige kanalartige Riedeverlauf bleibt dabei mit einem permanenten, kleinen Wasserzufluß erhalten. Der neue Bachlauf wurde in einer großen Schleife auf das städtische Grundstück verlegt.

Ziele

Erlenpflanzungen Erlenpflanzungen

Das Ziel ist eine Kombination von Natur- und Hochwasserschutz:
Der NATURSCHUTZ findet Ausdruck durch neue Bereiche unterschiedlicher Fließgeschwindigkeit und damit verschiedener Gewässerbodenbeschaffenheit, was eine deutliche Steigerung der Artenvielfalt mit sich bringen wird.
Die Möglichkeit des neuen Gewässerverlaufs zur Überflutung des städtischen Grundstücks bei höherem Wasserstand stellt einen weiteren Beitrag zum HOCHWASSERSCHUTZ für Ehmen dar. Für das angrenzende §28a-Biotop (mit einer eigenen, natürlichen Quelle) stellt dies eine zusätzliche Wasserversorgung dar.
Unter dem Schlagwort NATURPÄDAGOGIK wollen wir allen Interessierten die Möglichkeit geben, Natur zu erleben. Dazu ist ein Gewässererlebnisplatz im neuen Bachlauf integriert. Die Grundschule Ehmen (ca. 1.000 m entfernt) ist bereits in das Projekt fest eingebunden. Die öffentlichen Exkursionen im Mühlenriedetal des BUND werden den neuen Platz ebenfalls nutzen.

Vorarbeiten

Im Vorfeld hat die ehrenamtliche „Mühlenriede AG“ um Dr. Stein maßgebliche
Vorarbeiten zur Auslotung der Durchführbarkeit geleistet: Aussuchen des Geländes, grobe Höhenvermessung für Entwurf des neuen Bachlaufs (ca. 450m), Zusammentragen der Rahmendaten, Gespräche mit Grundstückspächter sowie diversen Geschäftsbereichen der Stadt WOB, Einwerben von beträchtlichen Fördergeldern einer Umwelt-Stiftung.

In der Zuversicht, daß das Projekt 2008 durchgeführt wird, wurde bereits 2007 am Wegrand ein Platz mit Mineralgemisch geschaffen, auf dem eine schön gelegene Sitzgruppe mit drei Bänken, einem Steintisch und einer Info-Tafel errichtet wurde. Sie wurde bereits 2007 schon sehr gut von Spaziergängern angenommen und dient zur aktuellen Information über Naturthemen sowie den Fortgang des Projekts.

Finanzierung

Anders als bei der Renaturierung "Mühlenriede I" bei Mörse wurden diese Maßnahmen nicht überwiegend durch städtische Gelder getragen, sondern durch Fördermittel der "Niedersächsischen Lottostiftung".
Eine bestehende Finanzierungslücke mußte durch Spenden geschlossen werden.
Dadurch lagen die Planung und Organisation im Vorfeld (in Abstimmung mit verschiedenen Geschäftsbereichen der Stadt Wolfsburg u.a.) maßgeblich in den Händen der ehrenamtlichen Gruppe. Diese traf sich über einen Zeitraum von drei Jahren monatlich im Ehmener Gemeindehaus.

Übrigens... 

Durch die gute Zusammenarbeit mit dem Geschäftsbereich Grün der Stadt Wolfsburg sowie der WEB (Wolfsburger EntwässerungsBetriebe) konnte dieses Projekt bereits nach zweijähriger Vorbereitungszeit im Oktober 2008 umgesetzt werden.
Nach den Baggerarbeiten wurden Erlen zur Beschattung und Sicherung des neuen Bachlaufs gepflanzt; dadurch soll übermäßiger Algenwuchs nachhaltig minimiert werden. Steine wurden zur Schaffung eines "Kiesgeprägten Bachs" in das neue Gewässer eingebracht; dadurch soll die Vielfalt der Lebensräume unter Wasser erhöht werden.

Sponsoren

Ein besonderer Dank gilt den zahlreichen Helfern und Sponsoren. Neben 49 Einzelspenden wurde das Projekt im Wesentlichen von folgenden Firmen und Institutionen gefördert:

Über weitere Spenden freuen wir uns unter dem Stichwort "Mühlenriede"

Biologische Gewässergütebestimmung anhand Saprobienindex

Die kontinuierliche Verbesserung der biologischen Gewässergüte konnte in regelmässigen Messungen belegt werden.
 Mit dem Link öffnen Sie den Bericht über die Gewässersaprobie von 2009 bis 2018.

Chemische Gewässergüte

In den Jahren 2013 und 2014 wurden auch die wichtigsten abiotischen Parameter in der Mühlenriede II an zwei wesentlichen Standorten gemessen (siehe nachfolgende Karte):

Karte alter Mühlenriedeverlauf mit Sohlgleite und neuer Verlauf (Bypass) seit 2008 Karte alter Mühlenriedeverlauf mit Sohlgleite und neuer Verlauf (Bypass) seit 2008
Tabelle Meßdaten aus 2013 und 2014 Tabelle Meßdaten aus 2013 und 2014

Biologische Gewässergütebestimmung

Biologische Untersuchung am (alten) begradigten Mühlenriede-Abschnitt

Die Mühlenriede AG führte am 21.09.2008 am alten Lauf eine biologische Gewässergütebestimmung mit folgendem Fang-Ergebnis durch:

  • sehr viele Bachflohkrebse

  • 20 Kleinlibellen-Larven

  • 9 Köcherfliegenlarven

  • 8 Kugelmuscheln

  • 6 Rollegel, 6 kl. / 1 gr. Schneckenegel

  • 3 Eintagsfliegenlarven

  • 2 Mückenlarven

  • 1 Spitzschlammschnecke

  • 1 Wasserskorpion

  • 1 Strudelwurm


 (Es wurde mit vier Personen ca. 20 Minuten lang gekeschert.)

Elektro-Befischung

Elektro-Befischung am (alten) begradigten Mühlenriede-Abschnitt Elektro-Befischung am (alten) begradigten Mühlenriede-Abschnitt

Die Elektro-Befischung am 07.09.2008 durch Herrn Ludwig (Angel- und Gewässerschutzverein Wolfsburg-Vorsfelde) am (noch) begradigten Mühlenriede-Graben ergab auf ca. 250m Länge folgende Fisch-Vorkommen:

  • Gründlinge: 25 Stück

  • Stichlinge: 12 Stück

  • Rotaugen: 11 Stück

  • Aale: 2 Stück

  • Barsche: 1 Stück


Diese Ergebnisse sollen als Referenz dienen für spätere Elektro-Befischungen nach Umsetzung der Renaturierungs-Maßnahmen.

Unterhaltung bzw. Erhaltung des neuen Bachlaufs als Fließgewässer

Durch die Umbauarbeiten des nahegelegenen alten Ehmer Bahndamms zur Bedarfs-Talsperre 2009 wurden erhebliche Mengen Sediment in den neuen Bachlauf eingetragen.

Dadurch wurde hier das Kraut- und Röhricht-Wachstum begünstigt, welches durch die noch geringe Schattenwirkung der 2008 angepflanzten Erlen ohnehin stark ist. Dies führt in den Sommermonaten zu einem erheblich reduzierten Wasserdurchfluß.

Durch eine jährliche Räumung der Pflanzenreste in der Bachmitte in ca. 15 Mann-Stunden (mit Hand-Sense und Harke) in den dafür gesetzlich erlaubten Monaten Oktober bis Februar wird der Fließgewässer-Charakter sichergestellt, bis die Beschattung durch die Erlen das Röhricht-Wachstum natürlich eindämmt.

Chronologie des Projektes Mühlenriede II in Bildern